Regency Roses – Schneesturm ins Glück

Die Londoner Weihnachtsbälle sind Felicitys letzte Chance auf eine gute Partie.
Doch dann weht ein Wintersturm sie in ein Dorf am Ende der Welt.

England, 1814

Den schrecklichen Sir Rollo heiraten? Niemals! Kurzentschlossen reißt Felicity vor Weihnachten vom elterlichen Landsitz aus. Sie hofft, in London endlich die Liebe zu finden. Doch unterwegs gerät sie in einen Schneesturm und muss aus der verunglückten Kutsche gerettet werden. Ihr Retter: Alexander Linfield, ein wortkarger Mann, der mit seiner verwitweten Mutter und den Schwestern in einem Dorf mitten im Nirgendwo lebt. Alexander hat andere Sorgen, als kurz vor dem Christfest eine verwöhnte Baronstochter in seinem Haus zu beherbergen. Doch je länger Felicitys Aufenthalt bei ihm und seiner Familie währt, desto mehr fühlt Alexander sich gegen jede Vernunft zu ihr hingezogen. Felicity scheint seine Gefühle zu erwidern. Aber wird sie sich auch jenseits des Weihnachtszaubers für ihn entscheiden? 

300 Seiten

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Leseprobe – Schneesturm ins Glück

22. Dezember 1814

Mühsam kämpfte sich das Pferdefuhrwerk durch den Schneesturm. Die schmale Straße war selbst bei schönem Wetter eine Herausforderung, jetzt war sie geradezu heimtückisch. Wer hätte gedacht, dass es vor Weihnachten schneien würde? Alexander schob die Hände tiefer in die Manteltaschen.
»Dort ist Licht auf dem Weg, Mr. Linfield.« Bob zeigte über die Pferdeohren hinweg nach vorne.
Tatsächlich, mitten in der Düsternis und dem Schneetreiben flackerte etwas. Alexander schirmte die Augen mit der Hand gegen die Schneeflocken ab und fixierte den hellen Schein. »Verdammt, ich glaube, da ist etwas passiert!«
Je näher sie kamen, desto klarer war das Unglück erkennbar. Eine umgestürzte Kutsche, hinter der just ein Mann hervor auf den Fahrweg trat und die Arme über dem Kopf schwenkte.
»In Gottes Namen, bitte haltet an«, rief er ihnen zu. »Wir brauchen Hilfe.«
Alexander bedeutete Bob, dem Flehen des Mannes nachzukommen. »Was ist geschehen?«, fragte er, nachdem die Pferde stillstanden.
Erleichtert sah der Fremde ihn an. Dem Mantel nach musste er der Kutscher sein. »Die Achse ist gebrochen, die Deichsel gerissen und das Gespann ist auf und davon. Zum Glück ist niemand verletzt, nur durchgefroren sind wir bis auf die Knochen. Seit Stunden sind Sie die Ersten auf dieser Straße.« Er blickte über die Schulter und winkte. Aus dem Schatten des umgekippten Wagens lösten sich zwei in Wolldecken eingemummte Frauengestalten. Eine von ihnen trat neben den Unglückskutscher.
»Wir wollten zur Poststation in Esher, Sir«, sagte sie. »Könnten Sie mich, meine Zofe und meinen Kutscher dorthin bringen?« Obwohl sie von Kopf bis Fuß in die Decke gehüllt war, verriet ihr Tonfall sie als Dame von Stand.
»Aufgrund des Schneegestöbers nein, Mylady. Wir haben für die Strecke aus Esher hierher mehr als doppelt so lange gebraucht wie gewöhnlich. Doch ich kann Sie drei bis nach Mole’s End mitnehmen. Es ist das nächstgelegene Dorf.«
»Finden wir dort eine Unterkunft?«
»Auf jeden Fall.«
Erleichterung zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. »Dann nehme ich Ihr Angebot gerne an. Seien Sie meines Dankes versichert, Mr. …?« Fragend sah sie ihn an.
»Alexander Linfield.« Er neigte den Kopf.
»Miss Felicity Sims. Mein Vater ist Baron Pratt aus Farnham.« Sie deutete einen Knicks an. »Dann kann mein Gepäck jetzt umgeladen werden, Mr. Linfield.«
Auf was hatte er sich da eingelassen?

 

Weihnachtsbräuche im Regency

Der Christmas Pudding (Plumpudding), den es beim Weihnachtsdinner der Linfields in “Schneestum ins Glück” gibt, wird meist schon am fünften Sonntag vor dem Fest angerührt, da er einige Wochen ruhen muss. Jede Familie hat ihr eigenes Rezept. Im Gegensatz zu unserer deutschen Vorstellung eines Puddings, handelt es sich beim Christmas Pudding um einen Mehlbeutel bzw. Serviettenkloß.

Auch im Regency war der “St. Nicholas Day” – der Nikolaustag –  bekannt. Um diesen Tag herum begannen die ersten Weihnachtsbesuche und Feiern. Oftmals erhielten Kinder kleine Geschenke.

Weihnachtsbäume waren im Regency nicht so verbreitet wie heutzutage. Meist schmückten nur Familien mit Verbindung nach Deutschland den Baum zum Christfest. Die königliche Familie besaß ab ca. 1800 einen Weihnachtsbaum. Doch erst als die “The Illustrated London News” 1848 ein Foto von Victoria und Albert mit ihren Kindern vor dem Weihnachtsbaum veröffentlichte, wurde dieser in England populär.

Am 21. Dezember 1814 beginnt mein Regency Weihnachtsroman “Schneesturm ins Glück”. Dieser Tag war im Regency als “St. Thomas Day” bekannt. An diesem Tag zogen alte Frauen und Witwen zu den Häusern begüterter Nachbarn in der Hoffnung auf Geschenke oder Geld. Der Name des Tages geht auf den Apostel Thomas zurück.
Auch die Familie meiner Heldin Felicity beteiligt sich an diesem Brauch und hält Gaben für Bedürftige bereit. Auch wenn nicht jeder in der Familie davon begeistert scheint.

»Wo bleibt nur euer Vater?«, fragte Mama, bevor Margret zu einer Erwiderung ansetzen konnte. »Bestimmt hat er Margrets Ankunft über all den Bittstellern vergessen. In dieser Hinsicht ist der St. Thomas Day enervierend.« Sie verzog die dünnen Lippen. »Keine alte Frau und keine arme Witwe, die heute nicht an unsere Tür geklopft hat. Und euer Vater in seiner Güte besteht darauf, jeden frommen Wunsch persönlich entgegenzunehmen. Als ob das nicht die Dienerschaft erledigen könnte.« Sie seufzte leidgeprüft. »Am besten hole ich ihn. Felicity, berichte Margret in dieser Zeit von meinen Plänen für die Dekoration. Sie hat sicher bessere Einfälle als deine Kussbälle.« Mama erhob sich und verließ den Salon.
Feli nahm sich noch ein Eclair. Weihnachtsschmuck war bestimmt das Letzte, worüber Margret sprechen wollte.
»Du glaubst ernsthaft, dass du es nach allem Vorgefallenen allein schaffst, einen Ehemann zu finden?« Wie erwartet griff ihre Schwester das Hochzeitsthema wieder auf.

Der 24. Dezember (Christmas Eve) stand im Regency im Zeichen der Weihnachtsdekoration. Aus Stechpalme, Efeu, Immergrün, Weißdorn, Nieswurz, Lorbeer und Weihnachtsrose wurden Kränze, Bögen und Girlanden hergestellt. Zusätzlich kamen bunte Bänder, Nüsse und kleine Äpfel. Mit der angefertigten Dekoration wurden Türen, Wände, Tische und Treppengeländer geschmückt. In einigen Haushalten fanden sich auch sogenannte “kissing boughs” (Kussbälle) aus Immergrün und Misteln – für den berühmten Kuss unterm Mistelzweig 🙂

Am 25. Dezember besuchte man im Regency traditionell den Gottesdienst und hielt ein großes Festessen ab, auf das sich alle schon lange freuten. Beliebte Speisen waren u. a. Wildschwein, Gans, Hackfleischpasteten und am Ende der berühmte Christmas Pudding, der schon einen Monat zuvor zubereitet worden war. Geschenke auszutauschen war damals noch kein Brauch, und wenn, dann meist nur für Kinder.

Unser zweiter Weihnachtsfeiertag war im Regency der sogenannte “Boxing Day”. An diesem Tag erhielten Angestellte und Pächter von der Herrschaft kleine Geschenke-Kisten mit abgelegter Kleidung (Textilien waren damals sehr teuer) sowie andere nützliche Kleinigkeiten. Zudem bekamen die Angestellten an diesem Tag meist frei. So konnten sich Familienmitglieder, die in verschiedenen Haushalten arbeiteten, treffen. Ihre reiche Herrschaft vergnügte sich derweil oft bei Fuchsjagden. In den Kirchengemeinden wurden die Spenden aus den Almosenboxen an Bedürftige verteilt.

Am “New Year’s Eve”, also unserem Silvesterabend, haben die Familien des Regencys ihr Haus gründlich gereinigt, bevor sie sich um Mitternacht in einen Kreis stellten, um das alte Jahr zu verabschieden und das neue willkommen zu heißen.

Im Regency dauerte die Weihnachtszeit bis zum Dreikönigstag. Den letzten Abend der Weihnachtszeit, die sogenannte Zwölfte Nacht, feierte man ausgelassen und wohl auch recht trinkfreudig. Je nachdem, wie man zählte, fand sie am 5. oder 6. Januar statt. Anschließend wurde alle Weihnachtsdekoration aus dem Haus entfernt und verbrannt, da es sonst für das restliche Jahr Unglück brachte (ich sehe Fanny schon wieder mahnend den Zeigefinger heben). Im Zuge der Industriellen Revolution, in der Fabriken möglichst durchgehend laufen sollten, verkürzte sich die Dauer der Weihnachtszeit allmählich.

 

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