Es sind viele kleine Schritte, die aus einer Idee einen Roman entstehen lassen – und ebenso viele Menschen, die mich auf diesem Weg begleiten und unterstützen. An dieser Stelle im Blog zeichne ich in loser Folge den Entstehungsprozess meines Romans „Mit Schwert und Feder“ nach: vom ersten Wort bis zum fertigen Buch.

Die glorreichen Sieben oder Die Stunde der Wahrheit
Die Überarbeitungsphase des Romans dauerte insgesamt elf Monate und war im Nachhinein sehr anstrengend, aber auch aufregend und lehrreich.
Die ersten beiden Testleser, denen ich das Manuskript im Januar in die Hand drückte, waren mein Mann und meine Freundin. Mein Mann saß auf dem Sofa und las und ich umkreiste ihn und beobachtete seinen Gesichtsausdruck – bis er mich aus dem Wohnzimmer warf. Einige Tage später setzten wir uns zusammen: Er tat seine Meinung kund und ich notierte mir die wichtigsten Aussagen.
Dann überarbeitete ich die erste Fassung des Romans – auch mit den Anmerkungen meiner Freundin – und gab diese neue Fassung einer weiteren Testleserin. Um es abzukürzen: der ganze Vorgang wiederholte sich noch mit fünf anderen Testlesern.

Wer sind diese Menschen, die freiwillig ein Erstlingswerk von 450 Seiten lesen, Korrekturvorschläge an den Rand kritzeln und dann sechs Stunden lang mit der Autorin über ihr Buch diskutieren? Sie kommen, wie schon angedeutet, aus dem Familien- und Freundeskreis. Zwar wird in allen Schreibratgebern davor gewarnt, sich dem Urteil von Bekannten anzuvertrauen, doch wer sonst nimmt sich (unbezahlt!) soviel Zeit, wenn nicht Freunde oder Verwandtschaft? Natürlich kommt der Moment, in dem man sich Kritik von außen stellen muss, doch für den Anfang finde ich vertraute Menschen als Korrekturleser nicht verkehrt.

Und wer denkt, ich hätte nur Honig um den Mund geschmiert bekommen, der kennt mein Testleser-Team nicht! Diese „glorreichen Sieben“ hatten den Auftrag von mir erhalten, nach Fehlern zu suchen – und sie verfolgten ihre Mission unbarmherzig und mit aller Akribie. Manchmal hätte ich mir gewünscht, ich hätte unbekannte Menschen gefragt, denn niemand geht so hart mit dir ins Gericht wie deine kleine Schwester 😉
Logische Fehler in der Handlung, historische Ungenauigkeiten, Brüche in den Charakteren, doppelte Wörter und Leerzeichen – sie haben sie gefunden! Nach jeder Besprechung hatte ich schlaflose Nächte, wie ich die ganzen Änderungen nur jemals bewältigen und einarbeiten sollte.

Zwischendurch habe ich fleißig in Schreibratgebern (Wolf Schneider: „Deutsch für Kenner“; Hans-Peter Roentgen: „Vier Seiten für ein Hallelujah“, „Drei Seiten für ein Exposé“) gelesen und das Manuskript auch immer wieder selbst überarbeitet. Ich habe Szenen hinzugefügt und weggestrichen, aber vor allem habe ich gekürzt, was dem ganzen Text sehr gut tat. Füllwörter, unnötige Redebegleitsätze, Doppeltgemoppeltes – alles fiel dem Rotstift zum Opfer.

Im Oktober 2011 war das Testlesen beendet und Anfang Dezember hatte ich alle Änderungen am Text abgeschlossen. Das Manuskript war nun die siebte Version der Rohfassung vom Januar – gut, dass ich das damals nicht wusste!

Wie entsteht ein Roman? Teil I: Wie die Jungfrau zum Kind
Wie entsteht ein Roman? Teil II: Er hörte die Kutsche, noch bevor er sie sah
Wie entsteht ein Roman? Teil III: Den Treppenturm hoch, links und dann die zweite Tür rechts…