Tochter des Flusses

Eine unglaubliche Gabe.
Eine verbotene Liebe.
Eine Wahrheit, größer als die Legende.

Durch einen Piratenüberfall zur Waise geworden, kommt Leana in die Obhut des Landgrafen, der sie wie eine eigene Tochter großzieht. Als er sie Jahre später jedoch gegen ihren Willen in ein Kloster schicken will, flieht Leana vom Hof. In den Ruinen einer legendenumwitterten Wasserburg trifft sie auf einen Fremden, der sie vom ersten Moment an fasziniert: Jargo, ein Mann aus dem mysteriösen Flussvolk. Doch die Begegnung ist kein Zufall. Alte Geheimnisse führen Jargo in die Wasserburg – Geheimnisse, die untrennbar mit Leanas Schicksal verwoben sind. An Jargos Seite kommt Leana ihrer wahren Herkunft auf die Spur und beginnt zu kämpfen: Nicht nur gegen finstere Mächte und ein Geflecht aus Lügen und Hass, sondern auch für ihre Liebe zu Jargo …

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Taschenbuch: € 12,99
322 Seiten

Leseprobe – Tochter des Flusses

Versteckt zwischen den Bäumen band Leana die Schimmelstute an einem Ast fest und lief zurück zum Waldrand. Mit gerunzelter Stirn sah sie hinunter zur Wasserburg. Ein Flügel des Brückentores stand offen und in einiger Entfernung zur Feste erkannte sie drei von Jargos Männern, die flussabwärts Gruben aushoben. Gräber für die Gefallenen, wie sie vermutete.
Konnte sie es wagen, zur Burg schleichen, um Jargo um ein Gespräch zu bitten, oder sollte sie bis zum Einbruch der Dämmerung warten? Allerdings war selbst in der Dunkelheit die Gefahr groß, von seinen Kriegern entdeckt und gefangen genommen zu werden.
Sie unterdrückte ihre Angst, zog ihren dunklen Umhang enger um sich und rannte im Schutz der Bäume in Richtung Dey. Verborgen von der Uferböschung hastete sie vom Fluss aus weiter zur Brücke. Das Gras dort war durch den Kampf niedergetrampelt und von Blutflecken durchzogen.
Eilig sah Leana sich um. Noch hatten die Männer, die die Gruben aushoben, sie nicht bemerkt. Rasch betrat sie die Brücke und ging auf das Tor zu. Im Holz sah sie die Löcher, die Jargos Dreizack im Duell mit Melan hinterlassen hatte. Sie hielt inne und spähte in den Innenhof der Burg. Niemand war zu sehen. Vorsichtig durchschritt sie das Brückentor und blieb im Schatten des Torhauses stehen. Aufgebrachte Stimmen drangen aus der Halle des Herrschaftsgebäudes.
Leanas Blick schweifte hastig über den Hof. Wo konnte sie sich verstecken? Auf der Wehrmauer? Oder, noch besser, im Pferdestall. Von dort aus könnte sie den gesamten Burghof beobachten und falls Jargo erschien, ihm heimlich ein Zeichen …
Ein Schatten tauchte neben Leana auf. Ehe sie reagieren konnte, legte sich eine Hand über ihren Mund. Ein Arm umschlang ihren Oberkörper und zog sie mit sich. Im nächsten Moment fand sie sich vor dem Brückentor wieder, wo ihre Handgelenke mit Gewalt gegen das Holz gedrückt wurden.
»Was wollt Ihr hier?« Wasser lief aus Jargos Haar und die tödlichen Spitzen seines Dreizacks ragten über seiner Schulter empor. Er musste sie gesehen haben und war außen um die Burg herumgeschwommen.
»Ich wollte mich bei dir bedanken, weil du Melans Leben in der Schlacht geschont hast.«
»Das habt Ihr hiermit getan.« In Jargos Gesicht war keine Spur von Freundlichkeit zu entdecken.
»Ich wollte mich auch für mein Verhalten entschuldigen.«
Seine Miene verfinsterte sich weiter. »Weil Ihr den Grafen vor das Burgtor geschickt habt, um mir Gesprächsbereitschaft vorzugaukeln, während sein Heer versteckt im Wald lauerte?«
»Das habe ich nicht getan!« Wie konnte sie ihn nur überzeugen? »Vergangene Nacht auf dem Steg hast du mir gesagt, du willst mit mir reden. Das will ich jetzt auch.«
»Nachdem Ihr gestern lieber gestorben wärt, als das zu tun? Egal, was Ihr mir erzählt, Nahn, ich glaube Euch nicht mehr. Nachdem Melan versagt hat, mich im Kampf zu töten, schickt der Graf nun Euch, es hinterrücks zu tun.«
»Nein! Ich schwöre bei den Göttern …«
»Still!« Er ließ einen ihrer Arme los, drückte erneut eine Hand auf ihren Mund und drängte sie mit seinem Körper dicht an das Tor.
Jetzt hörte auch Leana die Stimmen, allen voran eine weibliche, die Jargos Namen rief. Estya. Und dann war da noch ein Geräusch. Ein gleichmäßiges Platschen, das sich schnell näherte. Leana spürte, wie Jargos Muskeln sich anspannten und sich tiefe Furchen in seine Stirn gruben. Was immer auf die Wasserburg zukam, es konnte nichts Gutes sein.
»Ihr habt verdammtes Glück, Leana, dass ich nicht die verschlagene Kreatur bin, für die mich der Graf hält, sonst stände Euer Tod gleich bevor. So nehme ich mir nur, was ich schon länger will.« Jargo zog seine Hand von ihrem Mund, nur um diesen sogleich mit seinen Lippen zu verschließen.
Leana bäumte sich auf, doch gegen Jargos Kraft kam sie nicht an. Seine muskulösen Arme umschlossen sie und zogen sie an ihn. Die Wildheit und Leidenschaft seines Kusses nahmen ihr fast den Atem. Ein solch starkes Verlangen hatte sie bei Melan nie gespürt – und auch bei sich nicht. Gegen ihren Willen weckte Jargos Begehren ihr eigenes. Sie nahm seinen Duft nach Wasser und Sonne wahr, die Sanftheit seiner Lippen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und ihr Widerstand schmolz dahin. Ehe sie es verhindern konnte, öffnete sich ihr Mund und sie erwiderte seinen Kuss.
Jargo stöhnte auf und trat ruckartig von ihr fort.
Bedauern war das Erste, das Leana fühlte. Erschrocken über sich selbst schüttelte sie den Kopf und starrte Jargo an. In seinen Augen spiegelte sich ebenfalls Unglaube über das gerade Geschehene.
»Lauft!« Er zog sie vom Tor weg und stieß sie in Richtung der Brücke. »Lauft um Euer Leben, Leana.«

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